Jochen Fahrenberg
2002. 441 S., 13 Abb., 1 Tab., Kt EUR 49,95 / CHF 83,00
(ISBN 3-456-83897-2)
Biographien, Texte und Tests werden psychologisch interpretiert. So werden
Zusammenhänge erschlossen und Ergebnisse eingeordnet. Interpretation ist Übersetzung
und Verständigung. Sie muss Heuristik und Methodenkritik verbinden.
Die ersten Kapitel des Buches führen mit einer Interpretationsübung und mit
autobiographischen Vorarbeiten an die Aufgabe heran, selbständig eine
Biographie zu erheben, zu interpretieren und in einer Gruppe (Plenum) zu
diskutieren.
In weiteren Kapiteln werden Traumdeutung, Text- und Inhaltsanalyse,
Interviewmethodik, psychologische Tests und Schriftdeutung dargestellt. Im
Vergleich dieser z. T. unüblich gewordenen Methoden lassen sich Prinzipien,
Strategien und Regelsysteme beschreiben, die als Beiträge zu einer allgemeinen
Interpretationslehre wichtig sind. Das Dilemma von Interpretationstiefe und
Interpretationsdivergenz, das Training und die Kontrolle in der Interpretationsgemeinschaft
werden erläutert.
Die Frage nach den geeigneten Beschreibungseinheiten der Biographik führt zu
anspruchsvolleren Konzepten der biographischen Persönlichkeitsforschung
(Thomae), Prozessforschung (Heiß) und Symptom-Kontext-Analyse (Luborsky). In
vertiefenden Kapiteln werden Grundbegriffe und Kontroversen über Interpretation
und Hermeneutik, Geltungsanspruch und Gütekriterien sowie Defizite der
“qualitativen“ Psychologie und Sozialwissenschaften erläutert.
Für die künftigen Entwicklungen im “interpretativen Paradigma“ sind genauere
Assessmentstrategien für die praktische Anwendung und gründliche
Methodenstudien notwendig. Der Ausblick enthält auch den Vorschlag zu einer
curricularen Änderung, um der Interpretationslehre einen Platz im Grundstudium
der Psychologie zu sichern.